Stell dir vor, jemand besucht deine Website – und kommt nicht weiter. Nicht, weil dein Angebot nicht überzeugt, sondern weil die Seite für ihn oder sie schlicht nicht nutzbar ist. Genau das will das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ändern. Und ab Juni 2025 wird’s ernst.
Doch was bedeutet das für dich konkret? Musst du deine Website barrierefrei machen? Wer ist betroffen? Und wie gelingt dir der Umstieg – ohne deine Website komplett neu aufzubauen?
In diesem Artikel bekommst du einen Überblick:
- Wer muss ab 2025 barrierefreie Websites bereitstellen?
- Was genau ist unter Barrierefreiheit zu verstehen?
- Welche kannst du Maßnahmen Schritt für Schritt umsetzen?
- Und warum es sich auch lohnt, barrierefrei zu sein – selbst wenn du nicht dazu verpflichtet bist.
Warum gibt es das Gesetz?
Barrierefreiheit heißt: Alle Menschen sollen Websites gleich gut nutzen können – unabhängig von Einschränkungen wie Sehbehinderung, motorischen Einschränkungen oder kognitiven Hürden.
Das neue Gesetz soll dafür sorgen, dass digitale Angebote zugänglich, verständlich und bedienbar werden. Grundlage dafür sind internationale Standards wie die WCAG 2.2 (Web Content Accessibility Guidelines) und die europäische Norm EN 301 549.
Was bedeutet das konkret?
- Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen auch ohne Sehen oder Hören erfassbar sein – z. B. durch Alt-Texte für Bilder oder Untertitel für Videos.
- Bedienbarkeit: Die Website muss per Tastatur und Screenreader navigierbar sein.
- Verständlichkeit: Einfache Sprache und logische Struktur helfen allen Nutzer:innen – nicht nur Menschen mit Einschränkungen.
- Hohe Kontraste: Texte müssen klar lesbar sein – auch bei eingeschränktem Sehvermögen.
- Mobile Optimierung: Deine Website muss auf allen Geräten funktionieren – barrierefrei heißt auch responsive.
Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz? Und betrifft es dich auch?
Vielleicht hast du schon davon gehört: Ab dem 28. Juni 2025 wird Barrierefreiheit für viele Websites zur Pflicht. Grund ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das auf einer EU-Richtlinie basiert und digitale Angebote inklusiver machen soll.
Aber: Nicht jede Website ist automatisch betroffen. Hier findest du eine Orientierung, ob du handeln musst – oder (noch) nicht.
🔍 Check: Gilt das Gesetz auch für deine Website?
1. Arbeitest du mit Endverbrauchern (B2C)?
➡ Ja? Dann ist Barrierefreiheit für deine Website in der Regel Pflicht.
➡ Nein, du arbeitest nur mit anderen Unternhemer:innen (B2B)? Dann bist du aktuell vom Gesetz ausgenommen.
2. Wie groß ist dein Unternehmen?
➡ Du hast weniger als 10 Mitarbeitende und weniger als 2 Mio. Euro Jahresumsatz? Dann fällst du unter die „Kleinstunternehmen“-Regel und musst nicht verpflichtend umstellen.
➡ Wenn du eine dieser Grenzen überschreitest, gilt das BFSG für dich.
3. Welche Funktionen bietet deine Website?
➡ Nutzer:innen können direkt etwas kaufen oder buchen (z. B. Kurse, Coachings, Reservierungen)? Dann greift die Barrierefreiheitspflicht.
➡ Deine Seite dient nur der Präsentation ohne Möglichkeit einen Vertrag abzuschließen oder anzubahnen? Dann bist du (noch) nicht betroffen.
4. Welche Inhalte sind besonders relevant?
➡ Alles, was Teil deines Verkaufsprozesses ist – also z. B. Produktseiten, Buchungs-Prozesse, AGBs oder Check-out-Bereiche – muss barrierefrei sein. Auch wenn du z. B. einen Vertrag über ein Freebie anbahnst, zählt das als Verbrauchervertrag.
5. Nutzt du Drittanbieter-Tools (z. B. für Kontaktaufnahme, Buchung, Zahlung, Newsletter-Anmeldung)?
➡ Dann solltest du prüfen, ob diese Anbieter selbst Barrierefreiheit zusichern. Denn auch externe Tools müssen mit den gesetzlichen Anforderungen konform gehen.
Ab wann gilt die Pflicht zur barrierefreien Website?
Der Stichtag ist der 28. Juni 2025. Dann tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) offiziell in Kraft.
Das bedeutet:
Wenn deine Website unter die gesetzlichen Anforderungen fällt (siehe vorheriger Abschnitt), musst du ab diesem Datum barrierefreie Inhalte bereitstellen. Und zwar nicht irgendwann – sondern spätestens zu diesem Zeitpunkt.
Gibt es Übergangsfristen?
Für bestehende Websites gibt es keine zusätzliche Übergangsfrist. Das heißt: Wenn deine Website am 28. Juni 2025 live ist und barrierepflichtige Funktionen anbietet (z. B. Buchung, Verkauf, Vertragsschluss), muss sie ab dann barrierefrei nutzbar sein.
Neue Websites, die nach dem Stichtag erstellt werden, müssen diese Anforderungen von Anfang an erfüllen.
Achtung bei neuen Angeboten oder Tools
Auch wenn du deine Website derzeit noch als rein informativen Auftritt nutzt:
Sobald du z. B. ein Buchungstool integrierst, ein Freebie im Tausch gegen Daten anbietest oder einen Onlinekurs verkaufst, kann sich deine Situation ändern – und die Pflicht zur Barrierefreiheit greifen.
Fazit:
Der 28. Juni 2025 ist kein „vielleicht irgendwann mal“-Termin, sondern eine klare Deadline.
Wenn du betroffen bist, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Schritt für Schritt loszulegen – ohne Hektik, aber mit Plan.
Du bist von dem Gesetz betroffen und willst deine Website so schnell wie möglich barrierefrei machen?
Ich habe im letzten halben Jahr eine Ausbildung zur Barrierefreiheits-Expertin gemacht, damit ich dich genau bei dieser Herausforderung unterstützen kann.
Melde dich hier für ein kostenfreies Kennenlerngespräch und wir besprechen, ob und welche Maßnahmen du ergreifen musst, um deine Website barrierefrei zu machen.

So machst du deine Website barrierefrei – Schritt für Schritt
Du musst nicht alles auf einmal perfekt machen. Aber: Es gibt konkrete Bereiche, die du gezielt prüfen und verbessern kannst. Hier findest du die wichtigsten Punkte, auf die du achten solltest.
1. Kontraste & Design: Mach es sichtbar – für alle
Ein zu heller Grauton auf Weiß? Für viele kaum lesbar.
Gerade Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen brauchen ausreichende Kontraste zwischen Text und Hintergrund, um Inhalte zu erkennen.
Achte darauf, dass Texte und Buttons ausreichend Hell-Dunkel-Kontrast zum Hintergrund haben.
Tools wie der WAVE Accessibility Checker oder der Accessible color palette builder (den habe ich bei jedem Website-Projekt im Einsatz) helfen dir dabei.
Gutes Design ist kein Widerspruch zu Barrierefreiheit – im Gegenteil: Es zeigt, dass du alle deine Nutzer:innen im Blick hast. Und auch ohne Einschränkungen der Sehkraft sind Websites mit guten Kontrasten angenehmer fürs Auge.
💡 Tipp: Kontraste verbessern nicht nur die Barrierefreiheit, sondern auch die Lesbarkeit auf Smartphones und bei Sonnenlicht.
2. Textgröße & Zoom-Funktion: Inhalte skalierbar machen
Viele Menschen vergrößern Inhalte im Browser – gerade ältere Nutzer:innen oder auf kleinen Bildschirmen.
Achte darauf, dass deine Texte dabei nicht aus dem Layout rutschen, sondern flexibel mitwachsen.
✅ Nutze relative Einheiten wie em
oder %
statt fester Pixelgrößen.
✅ Vermeide Text in Bildern – der lässt sich nicht vergrößern oder von Screenreadern vorlesen.
✅ Lass Nutzer:innen selbst entscheiden, wie groß sie deinen Text lesen wollen – das ist Teil der digitalen Selbstbestimmung.
3. Struktur & Überschriften: Gib deiner Seite eine klare Logik
Stell dir deine Website wie ein Buch vor: mit Kapiteln, Abschnitten und einem roten Faden.
Wenn deine Texte wild durcheinanderlaufen oder nur visuell „fett“ gestaltet sind, hilft das Screenreadern nicht weiter.
Eine saubere Struktur hilft nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen – sie ist auch super für SEO.
✅ Ein klar strukturierter Text mit definierten HTML-Überschriften (H1
, H2
, H3
…) erleichtert nicht nur die Nutzung – er hilft auch Google, deine Inhalte besser zu verstehen.
✅ Vermeide leere Absätze oder Leerzeichen, um größere Abstände zu „designen“ oder nur vergrößerten Text statt echter Überschriften.
4. Tastaturbedienung & Screenreader: Navigieren ohne Maus
Nicht jede:r navigiert auf deiner Website mit der Maus. Z. B. Menschen mit motorischen Einschränkungen oder Sehbeeinträchtigung sind auf die Tastatur oder den Screenreader angewiesen.
Deine Seite sollte sich darum vollständig mit der Tastatur und einem Screenreader bedienen lassen – vor allem Navigation, Formulare und Buttons.
✅ Teste deine Seite: Kannst du dich mit der Tabulatortaste durchklicken und kommst überall hin?
✅ Buttons und Formulare sollten einen sichtbaren Fokuszustand zeigen, also z. B. mit einer Umrandung hervorgehoben werden.
5. Bilder & Grafiken: Alt-Texte mit Aussagekraft
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – aber nur, wenn man es auch „hören“ kann.
Screenreader brauchen Alt-Texte, um Nutzer:innen zu erklären, was auf Bildern zu sehen ist.
✅ Frag dich: Wie würde ich das Bild am Telefon beschreiben? Beschreibe den Inhalt oder Zweck des Bildes (nicht: „Bild“ schreiben).
✅ Bilder ohne echten Informationswert (z. B. Zierelemente) kannst du mit alt=""
bewusst überspringen lassen – das verhindert unnötige Ablenkung.
6. Videos & Audio: Inhalte für alle Sinne zugänglich machen
Sprache ist nicht immer hörbar – zum Beispiel für Menschen mit Hörbeeinträchtigung oder in lauter Umgebung.
Untertitel, Transkripte und ggf. Audiodeskriptionen machen Inhalte für alle zugänglich.
✅ Untertitel kannst du z. B. mit verschiedensten Apps oder YouTube Studio erstellen.
✅ Transkripte kannst du super mit KI-Tools (z.B. Transcript LOL) generieren lassen – das spart Zeit und hilft deiner Sichtbarkeit in Suchmaschinen.
7. Sprache & Verständlichkeit: Einfach ist stark
Viele Websites nutzen komplizierte Begriffe oder endlose Schachtelsätze – aus Angst, sonst nicht „professionell“ genug zu wirken.
Doch einfache Sprache mit kurzen Sätzen ist kein Zeichen von Einfachheit, sondern von Klarheit.
Ein weiterer Tipp ist: Schreib, wie du sprichst. Damit bringst du auch noch deine Persönlichkeit auf die Website.
Gerade bei rechtlichen oder erklärenden Inhalten hilft eine einfachere Sprache vielen Menschen, deine Seite besser zu verstehen.
✅ Vermeide verschachtelte Sätze.
✅ Erkläre Fachbegriffe, wenn du sie nutzt.
✅ Nutze beschreibende Linktexte wie „Zum Angebot“ statt „Hier klicken“
💡 Info: „Leichte Sprache“ ist tatsächlich eine eigene Sprache mit festen Regeln
8. Animationen & blinkende Inhalte: Weniger ist oft mehr
Lichtblitze, hektisches Blinken oder dauerhafte Bewegung – was vielleicht modern wirkt, kann für manche Besucher:innen überfordernd oder sogar gefährlich sein.
✅ Vermeide blinkende Banner, automatisch startende Videos oder endlose Loops.
✅ Nutze Animationen sparsam – und nur, wenn sie auch einen echten Mehrwert haben.
💡 Wichtig: Wenn du Animationen einsetzt, sollten sie sich pausieren oder stoppen lassen. Das gibt deinen Nutzer:innen Kontrolle.
Wie du testest, ob deine Website schon barrierefrei ist
Vielleicht fragst du dich jetzt: „Woher weiß ich, ob meine Seite die Anforderungen erfüllt?“
Die gute Nachricht: Du musst das Rad nicht neu erfinden. Es gibt hilfreiche Tools und Standards, die dir eine klare Richtung geben – auch wenn du keine Expertin für Barrierefreiheit bist.
Nutze den BIK BITV-Test – den offiziellen Prüfrahmen
Der sogenannte BIK BITV-Test enthält alle Prüfschritte, mit denen du die Barrierefreiheit deiner Website überprüfen kannst. Das sind insgesamt 104. Also eine ganze Menge. Je nachdem wie deine Website aufgebaut ist und welche Medien sie enthält, kannst du aber ganze Abschnitte überspringen.
💡 Tipp: Wenn du einen Website-Relaunch planst oder gerade dein Design überarbeitest, ist jetzt der perfekte Moment, diese Punkte einfließen zu lassen.
WCAG 2.2 & EN 301 549 – was steckt dahinter?
Zwei Begriffe, die oft in diesem Zusammenhang auftauchen:
- WCAG 2.2: Die Web Content Accessibility Guidelines sind der internationale Standard für barrierefreie Websites. Sie umfassen die Prinzipien Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit.
- EN 301 549: Die europäische Norm, die gesetzlich verankert ist und für die Umsetzung des BFSG relevant wird.
Keine Sorge: Du musst diese Richtlinien nicht auswendig lernen. Es reicht, wenn du weißt, wo du sie findest – und dass es Tools und Profis gibt, die dich bei der Umsetzung begleiten können.
Hilfreiche Tools für deinen Selbsttest
Hier ein paar praktische Tools, mit denen du selbst prüfen kannst, wo deine Website steht:
- WAVE Accessibility Tool: zeigt dir Schwachstellen in Design und Struktur direkt an
- Silktide: mit der Browser-Erweiterung kannst du viele Kriterien der WCAG überprüfen.
- Screenreader-Test: Nutze z. B. VoiceOver (Mac) oder NVDA (Windows), um zu erleben, wie deine Seite klingt.
Fazit:
Du musst kein Technikprofi sein, um Barrierefreiheit Schritt für Schritt anzugehen. Wichtig ist: Fang an mit dem, was du verstehst und umsetzen kannst. Für alles Weitere gibt es Tools, Anleitungen und Unterstützung.
Warum Barrierefreiheit auch sinnvoll ist, wenn du (noch) nicht dazu verpflichtet bist
Vielleicht gehörst du aktuell zu den Selbstständigen, die nicht unter das Gesetz fallen. Aber selbst dann lohnt es sich, Barrierefreiheit mitzudenken – für dich, deine Kund:innen und deine Sichtbarkeit im Netz.
1. Du erreichst mehr Menschen – ohne Exklusion
Schon kleine Veränderungen – wie bessere Kontraste oder klare Strukturen – machen es vielen einfacher, deine Inhalte zu erfassen.
Gerade ältere Menschen, Menschen mit temporären Einschränkungen oder Neurodivergenz profitieren von einer barrierearmen Website. Und vielleicht sind ja viele deiner Kund:innen bereits darauf angewiesen, auch wenn sie es dir nicht sagen. Oder du kannst deinen Kundenkreis erweitern.
2. Barrierefreiheit ist gut für dein SEO
Google liebt strukturierte, gut lesbare Seiten. Wenn du Alt-Texte einsetzt, verständliche Sprache nutzt und eine klare Seitenstruktur baust, verbesserst du automatisch deine Chancen von Google gerankt zu werden. Auch Farbkontraste und responsive Designs werden positiv bewertet.
3. Du gestaltest zukunftssicher
Vielleicht ist deine Website heute „nur“ eine digitale Visitenkarte. Aber wenn du in Zukunft Kurse, Buchungssysteme oder Freebies anbietest, kann sich deine Rechtslage auch wieder ändern. Wenn du jetzt barrierefrei planst, sparst du dir später viel Stress und doppelte Arbeit.
Fazit: Starte jetzt – Schritt für Schritt zur barrierefreien Website
Barrierefreiheit klingt vielleicht erst mal nach viel Technik und noch mehr Verantwortung. Aber du musst nicht alles allein machen – und vor allem: Du musst nicht alles auf einmal machen.
Schon kleine Schritte können einen großen Unterschied machen – für deine Kund:innen, dein Business und deine Sichtbarkeit.
💡 Mein Tipp: Fang mit dem an, was du selbst verstehst – Farben, Texte, Struktur. Und für den Rest? Hol dir Unterstützung.
Du möchtest deine Website barrierefrei machen, weißt aber nicht, wo du starten sollst?
Dann melde dich gerne bei mir. Gemeinsam finden wir heraus, welche Schritte für dich sinnvoll sind – und wie du sie mit Leichtigkeit umsetzen kannst.
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